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Harmin

Andere Namen:

9-Methoxy- harman, 9-Methoxy -3- methyl -beta- carbolin, (22/S) Yagein, (12, 101/455)Leukoharmin, (12) Banisterin, Telepathin, (12, 36, 62, 101/455) 7-Methoxy -1- methyl -9H- pyrido[3,4-b] indol, Yahéine, yajéina, (62) Leucoharmine (engl.), (62, 101/455) telepatina, (62) 1-Methyl-7-methoxy-beta-Carbolin, (69/74) beta-Carboline, 7-methoxy (engl.); 7-Methoxy-beta-carboline (engl.), Harmine (engl.). (101/455)

Formel aus:

(7, 62, 69/74, 101/455)

Vorkommen:

Banisteriopsis caapi, B. rusbyana;
Peganum harmala;

In kaum nennenswerten Mengen auch in den Passiflora-Arten (Passionsblumen), die vor allem als wunderschoene Zierblumen bekannt sind;


Allgemeines:

Harmin ist eine Substanz aus der Gruppe der beta-Karbolinalkaloide. (69/74) Diese von der chemischen Struktur eindeutig abgrenzbare Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass eine Hemmung des Enzyms Monoaminoxidase (MAO) stattfindet. Diese Eigenschaft haben auch eine Reihe anderer Substanzen, unter anderem auch etliche Antidepressiva. Der Unterschied zwischen diesen beiden Substanzgruppen ist vor allem der, dass diese Antidepressiva eine irreversible (d.h. nicht umkehrbare) Hemmung des Enzyms MAO (Monoaminoxidase) bewirken. (17, 32, 62) Das heisst: Harmin, Harmalin, Harmalol und andere Substanzen aus dieser Gruppen hemmen dieses Enzyms nur fuer eine kurze Zeitdauer, (62) weshalb sie als Antidepressiva eher nicht geeignet sind, da die Wirkung vermutlich nicht lange genug anhaelt; (In diesem Fall muss darauf hingewiesen werden, dass die langfristige Einnahme eines MAO-Hemmers beim Absetzen - bei einer nicht an einer depressiven Krankheit leidenden Person - zu depressiven Zustaenden fuehrt, die sich nach Tagen bis zu 1-2 Wochen legen.) (eigen)

Sehr wichtig ist diese Faehigkeit zur Hemmung der MAO durch Harmin, weil MAO-Hemmung ein Teil der funktionellen Basis fuer die trinkbaren Bereitungen ist, die am Amazonas eingenommen werden. Diese Getraenke werden mit einem Sammelbegriff als ayahuaska bezeichnet werden. Diesen trinkbaren Bereitungen ist gemein, dass sie alle einen MAO-Hemmer und das eigentlich halluzinogen wirksame Tryptamin enthalten, meist ist dies DMT, aber auch 5-Methoxy-DMT; frueher hat man lange Zeit angenommen, dass das Harmin und auch das Harmalin, die wirksamen Bestandteile der ayahuaska-Bereitungen sind, doch die eigentliche Wirkung entsteht erst durch die halluzinogenen Tryptamine! (62)

Lange Zeit waren die Pflanzen Banisteriopsis caapi und Peganum harmala (die Steppenraute) und die daraus gewonnen Alkaloide als Halluzinogene bezeichnet worden. Heute weiss man aber, dass sie nur die notwendige MAO-Hemmung liefern, damit oral unwirksame Tryptamine ins Gehirn gelangen koennen, und dort dennoch wirksam werden. Damit wurden sie fuer die Drogenszene vieler Laender eine unersetzliche Quelle. Aber es gibt heute schon eine Reihe von anderen pharmakologischen Zubereitungen, die sich eingebuergert haben, die Jonathan Ott in seinem Werk "Ayahuasca Analogues" oder "Pharmacotheon" schon beschrieben hat. Auch die bereits oben angesprochenen Antidepressiva, medizinisch verwendete MAO-Hemmer, koennen zur Bereitung von Ayahuasca-aehnlichen Rauschdrogen verwendet werden, wie Jonathan Ott erforscht hat. Er hat diesen Mischungen an Anlehnung an das indigene ayahuaska - "Pharmahuaska" genannt. - Pharmazeutisch bereitete, halluzinogene Tryptaminbruehen. (62)

Dosis:

Jonathan Ott, Autor der Buecher "Pharmacotheon" und "Ayahuasca Analogues" gibt die wirksame Dosis der Verbindung mit 2 mg/kg i.v. an oder mit 8 mg/kg p.o. an. (62)

Bei Dosierungen ueber 300 mg verstaerkten sich unangenehme vegetative und neurologische Symptome wie Schwindel, Uebelkeit und Ataxie, so dass sich eine Dosissteigerung ueber 750 mg verbat. (16)

A. Shulgin, Autor von "TIHKAL", gibt in diesem Werk an, dass keine genaue Dosis bekannt ist. (101/455)

Spezifikation:

Fp=256-257Grad Celsius mit Zersetzung, farblose, seidenglaenzende Prismen, loeslich in EtOH, Et2O, Chloroform, wasserunloeslich, optisch inaktiv. (12) schwach gelbliche Prismen aus MeOH, loeslich in MeOH, wenig in H2O, EtOH, Chloroform, Et2O, Schmelzpunkt = 262-264 Grad Celsius (dec.) (20)

Die Summenformel betraegt C13H12N2O. Das Mol. Gew. ist 212,25. Die Droge bildet Prismen aus MeOH mit einem mp von 261 Grad Celsius (erniedrigt). Sie ist leicht loesl. in H2O, EtOH, CHCl3 und Ether. Der mp des Hydrochlorids betraegt 262 Grad Celsius. Der mp des wasserfreien Hydrochlorids betraegt 321 Grad Celsius. Das Hydrochlorid ist loesl. in H2O. (62)

Sucht:

Die Ausbildung einer koerperlichen oder psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt. (eigen)

Nachweise:

Mit reiner konzentrierter H2SO4 entsteht eine Rosafaerbung, mit unreiner eine Gruenfaerbung. (20)

Wirkungen:

Eine Beschreibung eines Rausches, der faelschlicherweise von dem Tester Koch-Gruenberg auf die Substanz Harmin zurueckgefuehrt wurde und sich bei Wanke, Taeschner in ihrem Werk "Rauschmittel" immer noch wiederfindet, ist folgender: (Harmin alleine ist nicht wirksam, diese Beschreibung bezieht sich auf ayahuaska!): (eigen)

Huschen von roten Flammen, ein grellfarbiges Flimmern folgte. Andere erblickten schoene landschaftliche Bilder, Staedte, Lichtkreise oder bunte Schmetterlinge. (12)

Man sieht an diesem kurzen Text, aber sehr gut, die halluzinogene Wirksamkeit von ayahuaska, deshalb wurde diese Stelle angefuehrt. Aber es hat auch Test mit der Reinsubstanz Harmin gegeben, die bis heroische Dosen gesteigert wurde, bis man endlich geglaubt hat, dass Harmin eigentlich kaum halluzinogen wirksam ist, und nicht die grundlegene, einzig wirksame Substanz in der aus der Dschungelliane Banisteriopsis caapi gewonnen Droge namens ayahuaska ist, von der man ja aus vielen Berichten wusste, dass sie aus obengenannter Banisteriopsis-Art zubereitet wird. Anbei nun ein paar zusammengefasste Beschreibungen ueber Harmin als "Halluzinogen"...:

In hohen Dosen (300-400 mg p.o.) bewirkt Harmin Uebelkeit, Erbrechen, Ohrensausen, Kollapsneigung und andere unangenehme Erscheinungen. (17) Bei Dosierungen ueber 300 mg verstaerkten sich unangenehme vegetative und neurologische Symptome wie Schwindel, Uebelkeit und Ataxie, so dass sich eine Dosissteigerung ueber 750 mg verbat. (16)

C. Raetsch untersuchte ebenfalls diese Droge und gibt folgende Kommentare zu Harmin ab:

"Harmin beguenstigt das freie Assoziieren, foerdert die Phantasie und Vorstellungskraft und verstaerkt die Wirkung anderer psychotroper Substanzen (z.Bsp. von Cannabinolen und Tropanalkaloiden)." (32)

Zu diesem Text ist noch anzumerken, dass ich mich vor einigen Jahren selbst mit der Erforschung von Harmin-haeltigen Drogen beschaeftigte und aus der Steppenraute (Peganum harmala) einen Rohextrakt bereitete, der ja die gleichen Inhaltsstoffe, wie obengenannte Banisteriopsis-Arten hat, und diesem im Selbstversuch zu mir nahm. Ich konnte ebenso keine halluzinogene Wirkung feststellen, merkte aber ebenso wie C. Raetsch, dass dieser Harmin-haeltige Auszug, die Wirkung von gerauchten Haschisch verstaerkte. (eigen)

Ausfuehrliche Untersuchungen mit Harmin hat der mexikanische Ethnopharmakologe und ayahuaska-Kenner J. Ott in seinem Werk "Ayahuasca Analogues", dass sich mit dieser Droge und ihren Substituten beschaeftigt, niedergeschrieben. Aber Jonathan Ott stellte nur eine sedative Wirkung beim Testen von Harmin fest. (62)

Geschichte:

1847: Isolation aus Peganum harmala (der Steppenraute) durch Fritzsche. (62)

1927: Harmin wurde zum erstenmal von R.H.F. Manske und Mitarbeitern in den Merck'schen Laboratorium synthetisiert. Von der Liane Banisteria caapi (heute Banisteriopsis c.), in der Harmin enthalten ist, hiess es zu jener Zeit, dass sie das Auftreten vermeintlicher telepathischer oder hellseherischer Faehigkeiten bewirken koenne. (10) Daher stammt auch der Name Telepathin fuer die Verbindung Harmin.(eigen)

Die Droge wurde frueher uebrigens medizinisch bei postenzephalitischen Zustaenden, (12) bei Parkinsonkranken (12, 36) und bei Paralysis agitans (Schuettellaehmung) verwendet. (12) Heute wird die Droge medizinisch nicht mehr verwendet. (eigen)

1930: Eine weitere chemische Synthese wurde durch Spaeth entwickelt. (62)

1938: Synthese durch Harvey. (62)

1957: Isolation aus Banisteriopsis caapi durch Hochstein. (62)

Synthese:

A. Shulgin gibt in seinem Werk "TIHKAL" folgendes Herstellungverfahren von Harmin aus der verwandten Verbindung Harmalin an:

Zu einer Loesung von 0,5g Harmalinhydrochlorid-dihydrat in 8ml EtOH, welche 8ml konz. HCl enthielt, wurde eine Loesung von 0,25ml konz. HNO3 in 7ml EtOH gegeben. Diese Reaktionsloesung wurde auf dem Dampfbad erhitzt, bis eine exothere Reaktion sich einspielte, mit betraechtlichen Blubbern. Das Erhitzen wurde noch 0,5 Min. fortgesetzt, dann wurde die Reaktionsmischung aber abgekuehlt, was einen Haufen fein-weisser Kristalle ergab. Die Kristalle wurden durch Filtration abgetrennt und leicht mit EtOH gewaschen. Nach dem Lufttrocknen wurden so 0,31g (67%) Harminhydrochlorid-monohydrat erhalten, welches anschliessend noch in 3,1ml H2O geloest wurde und mit wenigen Tropfen konz. NH4OH neutralisiert wurde. Es wurden feine, blasse-cremefarbene Feststoffe durch Filtration abgetrennt und anschliessend an der Luft getrocknet, was 0,22g (89%) Harmin-base als weissliches Pulver ergab. MS (in m/z): Elternion 212 (100%); 169 (67%); 197 (24%). IR (in cm-1): 819, 951, 1037, 1110, 1138,1165. Harminhydrochlorid-hydrat, IR (in cm-1): 737, 800, 821, 1021, 1076, 1110, 1138, 1162. (101/455)

Extraktion:

  • Verfahren A.:

    "100g des Holzes der Liane Banisteriopsis caapi wurden mit 80 ccm 5%iger Sodaloesung durchgefeucht und im Soxleth-Apparat 5h lang mit Et2O extrahiert. Der etherischen Loesung wird das Alkaloid durch Schuetteln mit 15 ccm Normalschwefelsaeure und 50 ccm H2O entzogen. Die saure Loesung wird durch Schuetteln mit etwas Entfaerbungskohle geklaert und filtriert. Dann wird das Filtrat mit Ammoniak im Ueberschuss versetzt und mit Et2O 3x ausgeschuettelt. Die etherische Loesung wird im Scheidetrichter mit wenig H2O gewaschen, mit Natriumbicarbonat getrocknet, filtriert und mit alkoholischer HCl neutralisiert. Das abgeschiedene Hydrochlorid, das Banisterin, wird durch Ausloesen in warmen Alkohol und Faellung mit Et2O gereinigt. Es kristallisiert aus H2O in farblosen Nadeln, welche bei 260-270 Grad Celsius unter Zersetzung schmelzen. Das Chlorid und besonders das Nitrat sind in H2O, das etwas HCl bzw. Salpetersaeure enthaelt, ziemlich schwer loeslich." (16)

  • Verfahren B.:

    Man kann das Alkaloid auch gewinnen, indem man die Droge mit 1%iger H2SO4 5mal auslaugt, die Loesungen im Vakuum auf etwa 200 ccm einengt und sie mittels Kohle klaert. Dann nimmt man nach Zusatz von Ammoniak das Alkaloid in Et2O auf und entzieht es denselben wieder durch Schuetteln mit 15 ccm Normalschwefelsaeure und 50 ccm H2O. Die Ausbeute betrug in Merck'schen Versuchen etwa O,4% des Hydrochlorid, bezogen auf lufttrockene Droge. (16)